Die richtige Wahl: Kriterien für die Auswahl von Aktienfonds

Lesezeit: 6 min
03. Mai 2023

Aktienfonds und ETFs werden nicht selten nach Rennlisten oder Hitlisten ausgewählt. Dabei werden viele Kriterien, die für die Auswahl eines passenden Aktienfonds oder ETFs eine wichtige Rolle spielen, außen vor gelassen. Nach welchen Kriterien wähle ich persönlich meine Aktienfonds aus? In diesem Beitrag gebe ich dir Antworten darauf. Du bekommst einen Einblick in meine tägliche Arbeit und Gedanken zum Thema Aktienfonds-Auswahl.

Hinweis: Die unten genannten Kriterien sind Grundlage meiner Anlagestrategie. Ob diese zu dir und deinen Zielen passt, musst du selbst entscheiden. Dies ist keine Anlageberatung.

Spieglein, Spieglein an der Wand, welche sind die besten Aktienfonds im ganzen Land? Eine pauschal korrekte Antwort gibt es dazu nicht und warum das so ist, erfährst du weiter unten. Es geht weiterhin um ein paar Fakten und Kriterien, die auch du bei der Auswahl deiner Aktienfonds beachten kannst. Ich verrate dir nun, nach welchen Kriterien ich persönlich meine Aktienfonds auswähle und warum.


1. Aktiver oder passiver Aktienfonds?

Die besten Aktienfonds zu „küren“ ist, meines Erachtens, völliger Schwachsinn. Es gibt keine „besten Fonds“. Gute Aktienfonds sind dann gut, wenn sie zu dir passen und deine Kriterien erfüllen. Zuallererst solltest du dir die Frage stellen, ob du aktiv oder passiv investieren möchtest. Das aktive Management ist am beliebtesten. Anleger kaufen einen aktiv gemanagten Aktienfonds von einer Fondsgesellschaft, der, beispielsweise, bei der Bank verkauft wird oder bei anderen Institutionen. Dafür zahlt man dann einen Ausgabeaufschlag, Verwaltungskosten, Kickback-Provisionen und Ähnliches.

Ich persönlich betreibe kein aktives Management. Es ist, durch unzählige Studien nachgewiesen, dass es rund 85 Prozent der aktiven Aktienfondsmanager nicht schaffen, langfristig ihren Vergleichsindex und den Markt zu schlagen. Warum soll ich jemandem, der zu mir in die Anlageberatung kommt, eine Möglichkeit verkaufen, bei der eine 15-prozentige Erfolgschance besteht?

Das passive Investieren wird derzeit leider immer mehr pervertiert. ETFs werden aktuell getradet und das eigentlich sehr gut funktionierende und erfolgreiche passive Investieren wird „zweckentfremdet“. Ich möchte dir dringlichst davon abraten, mit passiven Investments zu traden und zu spekulieren, denn, wie sagt man so schön? Hin und her macht die Tasche leer. Auf die Dauer gesehen erleiden mehr Anleger einen Schaden durch das Traden, als dass sie einen Nutzen davon haben.

Viele Anleger haben gar nicht vor, langfristig zu investieren, weil sie schnelles Geld machen wollen. Wenn darauf dein Fokus liegt, bin ich der falsche Mann für dich. Ich stehe für passives Investieren, nach dem klassischem Buy & Hold Prinzip, welches solide, nachweisbar funktioniert.


2. Hat sich der Aktienfonds bereits bewährt?

Um die passenden Aktienfonds für mich zu finden, prüfe ich, wie lange ein Aktienfonds bereits auf dem Markt ist. Jeder neue Fonds muss sich erst einmal bewähren. Der Aktienfonds sollte bereits mindestens drei, besser fünf Jahre auf dem Markt sein. Viele Fonds verschwinden mit der Zeit wieder vom Markt, weil sie sich nicht als rentabel erweisen, also nicht kostendeckend sind oder nicht das Volumen erfüllen, welches die Fondsgesellschaft erwartet. Damit ist ein Aktienfonds schnell wieder von der Bildfläche verschwunden. Er wird liquidiert oder mit einem anderen verschmolzen. Eine Historie von mindestens drei Jahren ist also eines meiner Kriterien, die ein passender Aktienfonds erfüllen muss.


3. Das Aktienfondsvolumen

Ein Aktienfonds, mit dem ich arbeite, muss mindestens 500 Millionen Euro an Volumen haben, sonst fange ich damit gar nicht erst an. Es gibt sicherlich hier und da mal eine Ausnahme, wenn man alle anderen Kriterien, die außerhalb dieser Liste liegen, zugrunde legt und wenn man sagt, es geht einfach nicht anders. Dann muss man in Erwägung ziehen, Kompromisse einzugehen. Aber generell sind 500 Millionen Euro Volumen das Minimum.


4. Ausschüttende und thesaurierende Aktienfonds

Ich bin ganz klar für thesaurierende Aktienfonds. Aktuell nutzen nur zwei meiner Partner ausschüttende Fonds. Das hat allerdings spezielle Gründe. Steuerlich gesehen macht es kaum einen Unterschied, ob du einen ausschüttenden oder thesaurierenden Aktienfonds wählst. Steuern zahlst du so oder so, die Frage ist nur, zahlst du sie sofort mit der Ausschüttung oder du zahlst sie entsprechend am Jahresende, beziehungsweise, Jahresanfang?


5. Passt der Aktienfonds zu dir und deiner Anlagestrategie?

Als Honoraranlageberater kommen mir, zwecks Prüfung und Beratung, sehr viele Portfolios unter die Nase, dessen Zusammenstellung wenig bis keinen Sinn ergibt. Ich finde oft Klumpenrisiken. Das heißt, es gibt eine starke Aggregation auf Branchen, Länder oder Sektoren. Außerdem scheinen Portfolios oft wild zusammengewürfelt zu sein, nach dem Motto, ich habe hier mal was gelesen und dort mal was gehört. Das ist kein planbares und sinnvolles Investieren. Das ist wildes Zocken und Spekulieren. Du solltest von Anfang an eine klare Strategie haben, warum und in was du investierst und was dein Ziel ist. Es gibt Möglichkeiten, deine Anlage entsprechend deiner Ziele zu kalibrieren, aufzubauen und dann natürlich auch durchzuziehen.


6. Die Kosten deines Aktienfonds

Es gibt Anleger, die reiten immer wieder auf der Gesamtkostenquote (TER) herum. Da kostet ein Aktienfonds 0,3 Prozent und bei Anbieter XY kostet er plötzlich nur noch 0,15 Prozent. Dann wird gewechselt. Das ist kompletter Unsinn und ich sage dir, warum.

Was passiert, wenn du einen Aktienfonds verkaufst und dir ein Gewinn entstanden ist? Du versteuerst deinen Gewinn, und zwar komplett. Das solltest du mal gegenrechnen, wenn du ein TER-Pfennigfuchser bist. Für alle Erträge, die angefallen sind, hast du pauschal 25 Prozent zu zahlen. Du hast also deine 25 Prozent abgeführt und kaufst nochmal neu ein. Wie viel genau hast du jetzt tatsächlich gespart? Macht es Sinn, wegen 0,1 oder 0,2 Prozent Aktienfondsanteile zu verkaufen, um woanders hin zu wechseln? Viele Aktienfondsgesellschaften geben die Kostenvorteile außerdem in der Regel an die Anleger weiter, wie etwa die Gesellschaft, mit der ich primär arbeite.

Aktive Aktienfonds haben Kosten von ein bis zwei Prozent. Passive Aktienfonds, also ETFs oder Indexfonds, sind deutlich günstiger. Aber, ob es jetzt 0,1 oder 0,2 mehr oder weniger sind, fällt wirklich nicht ins Gewicht. Warum? Die Kosten für den Aktienfonds werden pro Tag, tagesgenau, herausgenommen. Einfaches Beispiel: Dein Fonds kostet 0,36 Prozent. Es werden pro Tag 0,001 herausgenommen, weil mit 360 Bankarbeitstagen gerechnet wird. Es ist daher völlig egal, ob du 0,1 Prozent mehr oder weniger hast. Effektiv wirst du das nicht merken, es sei denn, du hast außerordentlich viel investiert.


7. Vorsicht vor Marketing-Fallen

Eines stelle ich immer wieder fest: Unglaublich viele Anleger tappen in Marketing-Fallen und orientieren sich an Vergangenheitswerten. Wenn ich nach dem Grund für den Kauf eines Aktienfonds frage, heißt es oft: „Der ist in der Vergangenheit doch gut gelaufen.“

Es ist der größte Anlagefehler überhaupt, auf die vergangene Rendite zu schielen, mit der Hoffnung, es wird in Zukunft so weitergehen. Was glaubst du außerdem, warum jedes Jahr unzählige Auszeichnungen vergeben werden? „Der Top-Aktienfonds in der Kategorie Deutschland. Der Top-Fonds in der Kategorie Europa“. Das ist Marketing. Anleger verkaufen dann ihre Aktienfonds, die vielleicht gut gelaufen sind und setzen auf einen Fonds, der auf Platz 1 oder 2 einer Rennliste steht, weil sie hoffen, so das schnelle Geld machen zu können. Ich rate dringend davon ab. Es bringt rein gar nichts, auf die Vergangenheit zu schauen, um für die Zukunft etwas daraus ableiten zu können. Es funktioniert nicht.

Daher investiere ich passiv. Ich verfolge meine Strategie und ziehe das Ding durch. Damit bin ich in den letzten Jahren sehr solide, mit messbarem Erfolg, gefahren. Unzählige meiner Partner sagen, sie hätten nie gedacht, dass eine so simple Zusammenstellung von Aktienfonds so erfolgreich sein wird.


8. Achtung Robo-Advisor

Ein Robo-Advisor ist ein Algorithmen-basiertes System, das automatische Empfehlungen zur Vermögensanlage gibt. Diese Roboter sind in der Regel von Menschen programmiert und ein weiterer Marketings-Gag, auf den du nicht hereinfallen solltest. Ein Computer, der für dich aktives Trading betreibt und dir die besten Renditen erwirtschaftet. Mal ehrlich, das wird nicht funktionieren. Es ist nachgewiesen, dass Roboter auf eines programmiert sind: Gewinne für den Anbieter generieren, aber nicht für dich, als Anleger. Es kann sein, dass du vielleicht mal einen guten Treffer landest. Das wird aber nicht die Regel sein.



Ich hoffe, die genannten Kriterien und Tipps bringen dich ein Stück weiter in der Auswahl deines Aktienfonds. Wenn du konkrete Fragen zu einem Fonds hast und meine Meinung dazu hören magst, dann schreibe mich gern an, bevorzugt über Instagram oder auf einem der anderen gängigen Kanäle.

  • Du kannst auch gern ein kostenloses Erstgespräch buchen. Wir klären dann in 30 bis 45 Minuten, wie ich dich unterstützen kann und wo deine Herausforderungen liegen. Ich verspreche dir, du wirst am Ende des Gesprächs einen Nutzen für dich mitnehmen.

  • Für viele weitere Impulse kannst du mir gern auf Instagram, LinkedIn, Facebook oder Youtube folgen. Hier erhältst du weitere Informationen und Kniffe rund um die Themen Investieren, langfristig erfolgreicher Vermögensaufbau, Aktienfonds und Finanzen allgemein.

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dein Sven Stopka

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