Fallen der Altersvorsorge meiden! So sicherst du deine Zukunft.

Lesezeit: 7 min
13. Juni 2024

Zu Beginn dieses Beitrags möchte ich zunächst um Entschuldigung bitten. Es ist möglich, dass einige Aussagen als intensiv wahrgenommen werden könnten. Doch jede Anmerkung ist aus einem Platz der Fürsorge und des Respekts heraus formuliert. Mein Ziel ist es keineswegs, jemanden persönlich vor den Kopf zu stoßen. Stattdessen liegt mir viel daran, dass du einmal innehältst und reflektierst, ob du möglicherweise selbst in eine Sackgasse in Bezug auf deine Altersvorsorge geraten bist, oder jemanden kennst, dem es ähnlich geht. Aus dieser Reflexion sollen dann zielführende Handlungen abgeleitet werden.

Tagtäglich werden Beratungen von Finanzvertrieben, Banken, sowie unabhängigen oder an Institutionen gebundenen Beratern durchgeführt, die oft nicht die persönlichen Ziele der Altersvorsorge erreichen, die du dir gesetzt hast. Hierfür habe ich ein beispielhaftes Szenario zur Hand, das ich dir gerne näherbringen möchte. Schaust du lieber das dazugehörige YouTube-Video, geht es hier entlang.

 

Analyse eines Beratungsprotokolls zur Altersvorsorge

Ein kürzlich an mich herangetragenes Anliegen eines Kunden diente als Auslöser für die folgende Untersuchung. Der Bruder meines Kunden hatte eine Beratungssitzung zur Altersvorsorge bei einer lokalen Bank wahrgenommen und bat mich, die empfohlenen Produkte und Unterlagen detailliert zu analysieren. Nachdem ich die Dokumente sorgfältig geprüft hatte, begann ich meine Analyse beim Beratungsprotokoll, einem Dokument, das oft zur Absicherung des Beraters gegen Haftungsansprüche eingesetzt wird. Durch den Umfang der darin festgehaltenen Informationen erhöht sich paradoxerweise die Anfälligkeit für eventuelle Schadensersatzklagen. Auffällig war, dass das Protokoll, welches sich über vier Seiten erstreckt, in keinem Abschnitt auf die spezifische Ausgangssituation des Kunden, seine Rentenlücke oder die vorgeschlagenen Produkte einging.

Stattdessen bestand der Inhalt hauptsächlich aus Standardtextbausteinen, die lediglich die Teilnehmer des Gesprächs und den Grund der Beratung – den Wunsch nach Abschluss einer fondsgebundenen Rentenversicherung zur Altersvorsorge – festhielten. Details wie die Dauer des Gesprächs, ob nun 30 Minuten oder zwei Stunden, wurden gänzlich ausgelassen. Dies ist bemerkenswert, da eine umfassende Beratung zu Altersvorsorgeprodukten, inklusive Produkt- und Lückenanalyse, in solch kurzer Zeit kaum realisierbar ist.

Weiterführende Empfehlungen und Informationen wurden auf die Ergebnisse einer Eignungs- und Angemessenheitsprüfung für kapitalmarktorientierte Produkte, wie etwa die fondsgebundene Rente, verwiesen. Dies sollte eine Ergänzung der Altersvorsorge und des Kapitalaufbaus durch Teilnahme an den Chancen und Risiken des Kapitalmarkts ermöglichen. Den Abschluss des Protokolls bildeten allgemeine Aussagen zur Risikoeinstufung des Kunden, dem Anlagezeitraum und den Nachhaltigkeitspräferenzen. Jedoch fehlte jede spezifische Betrachtung der persönlichen Situation des Kunden – sein Einkommen, die erwartete Rentenlücke, Inflationsberechnungen oder inwiefern das vorgeschlagene Produkt tatsächlich die Bedürfnisse des Kunden adressiert.


Die Illusion einer Lösung: Die Unzulänglichkeit einer fondsgebundenen Rentenversicherung

Eine fondsgebundene Rentenversicherung mit einem monatlichen Beitrag von 100 Euro sticht mir besonders übel auf. Die Frage, die sich unweigerlich stellt, ist, wie realistisch es ist, mit einem so geringen Monatsbeitrag die Lücke in der Altersvorsorge schließen zu können?

Ein solcher Betrag ist kaum ausreichend, um den umfangreichen Bedarf an Altersvorsorge zu decken. Wer behauptet, mit 100 Euro monatlich ließe sich das Altersvorsorgeproblem lösen, verkauft nicht nur eine Illusion, sondern begeht faktisch einen Akt der Irreführung. Ein Beitrag in dieser Höhe mag allenfalls einen sehr kleinen Teil des Problems adressieren – eine Lösung für vielleicht zwei bis fünf Prozent des Gesamtbedarfs, während der weit größere Rest unbearbeitet bleibt.

Erstaunlicherweise wird in dem umfangreichen Beratungsprotokoll von nahezu 40 Seiten nicht einmal ansatzweise darauf hingewiesen, dass es sich hierbei lediglich um eine Teillösung handelt. Ein Kunde, der nicht durch Dritte zur Vorsicht angehalten wird, könnte sich in trügerischer Sicherheit wiegen, glauben, er habe ausreichend für seine Altersvorsorge gesorgt, und dann Jahrzehnte später feststellen müssen, dass er einer Fehleinschätzung erlegen ist. Eine solche Enttäuschung wird besonders für jüngere Jahrgänge, wie beispielsweise den hier erwähnten Jahrgang 1998, in der Zukunft ein ernsthaftes Erwachen bedeuten.

Die Herausforderung, einen Berater für derartige Fehlberatungen zur Verantwortung zu ziehen, wenn die Protokolle vorrangig zum Schutz des Beraters verfasst wurden, ist enorm. Es ist beklagenswert, solche Praktiken in der heutigen Beratungslandschaft zu beobachten.

Weiter werden die effektiven Kosten des Produkts hervorgehoben, die bei 2,66 Prozent liegen. Dies bedeutet, dass das Produkt bereits eine Rendite von 2,66 Prozent erzielen muss, bevor der Kunde überhaupt einen Gewinn sieht. Die zugrunde liegenden Fonds, oft aktive Fonds von Verbund- oder Kooperationspartnern, zeigen eine gemischte Performance in der Vergangenheit, was zusätzlich Fragen zur Sinnhaftigkeit solcher Angebote aufwirft.

Es sollte die Aufgabe eines Beraters sein, dem Kunden zunächst sein Problem aufzuzeigen, anschließend eine Lösung zu erarbeiten und diese umzusetzen. Was hier jedoch stattfindet, ist reiner Produktverkauf ohne echte Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse und Ziele des Kunden. Diese Praxis führt zu einem ständigen Wechsel von einem Produktanbieter zum nächsten, wobei am Ende immer der Kunde die Kosten trägt.


Nächste Schritte: Wie du deine Altersvorsorge neu bewerten kannst

Es ist essenziell, die Altersvorsorge-Entscheidungen, die du in den letzten Jahren getroffen hast, einer gründlichen Prüfung zu unterziehen. Dieser Schritt ist unabdingbar, um sicherzustellen, dass deine Strategie auch wirklich deinen Zielen entspricht. Bei der Durchsicht eines Beratungsprotokolls solltest du insbesondere auf folgende Punkte achten:

  1. Anwesenheit: Das Protokoll muss klar dokumentieren, wer bei dem Gespräch anwesend war.
  2. Dauer: Die exakte Zeit des Beratungsgesprächs, von Beginn bis Ende, sollte festgehalten werden. Dies gibt Aufschluss darüber, wie viel Zeit tatsächlich für die Beratung aufgewendet wurde.
  3. Anlass und Inhalt: Der Grund für das Beratungsgespräch sowie die besprochenen Themen müssen deutlich angegeben sein. Wichtige Aussagen oder gemachte Versprechungen sollten, auch wenn nicht wortwörtlich, so doch inhaltlich erfasst werden. Dies bildet eine wichtige Grundlage, auf die du dich im Falle eines Schadens berufen kannst.
  4. Berechnungen: Eine detaillierte Darstellung der durchgeführten Berechnungen, insbesondere zu Aspekten wie Inflation, Rentenlücke und gesetzlicher Rente, ist entscheidend. Diese Berechnungen sollten offenlegen, wie deine aktuelle finanzielle Situation aussieht und was nötig wäre, um deine Altersvorsorgeziele zu erreichen.
  5. Produktempfehlung: Das Protokoll sollte klar darlegen, warum genau das empfohlene Produkt als Lösung für dein Problem geeignet ist und inwiefern es dieses löst.

Ein Beispiel könnte verdeutlichen, dass ein Kunde, um seine Altersvorsorgelücke zu schließen, theoretisch eine monatliche Investition von 450 Euro vornehmen müsste – ein Betrag, der die notwendige Größenordnung von etwa zwanzig Prozent der Gesamtlösung darstellt. Es sollte deutlich gemacht werden, falls der Kunde finanziell nicht in der Lage ist, sofort mit dieser Summe zu beginnen, und stattdessen mit einem geringeren Betrag anfängt. Dabei muss auch darauf hingewiesen werden, dass die erforderliche Investitionssumme im Laufe der Zeit wahrscheinlich ansteigen wird, da die Zeit gegen den Kunden arbeitet.

Diese detaillierte und transparente Dokumentation ist unerlässlich, doch leider fehlt es vielen in der Finanzbranche an der notwendigen Kompetenz oder dem Willen, diese sorgfältigen Berechnungen gemeinsam mit den Kunden durchzuführen.


Abschlussbewertung und Handlungsempfehlungen: Zwischen Realität und Rechenfehlern

Zusätzlich sollte das Beratungsprotokoll abschließend eine klare Empfehlung enthalten: Was rät der Berater oder die Beraterin konkret? Und welche Entscheidung hast du auf Basis des Gesprächs getroffen – ob du ein Produkt kaufst, hältst oder verkaufst? Dies sollte alles präzise dokumentiert sein, ebenso wie eine umfassende Darstellung der Kostenauswirkungen deiner Entscheidung.

Leider nehmen sich nur wenige in der Finanzbranche die Zeit, die tatsächlichen Kosten und deren Auswirkungen klar und verständlich darzulegen. Stattdessen wird oft blind auf die optimistischen Hochrechnungen der Produktanbieter vertraut. Ich muss jedoch betonen, dass nach meiner Erfahrung 99 Prozent dieser Angebotshochrechnungen in mehreren Punkten mathematisch fehlerhaft sind.

Diese kritische Information wird dir jedoch in den seltensten Fällen mitgeteilt. Denn wenn die Berater die nötige Fachkenntnis besäßen, würden sie die Fehler in den Angeboten aufdecken und den Anbietern klarmachen, dass die Produkte in ihrer jetzigen Form nicht vertretbar sind. Dennoch werden täglich Produkte verkauft, von denen im Vorfeld bekannt ist, dass die zugrunde liegenden Berechnungen fehlerhaft sind. Somit erwirbst du effektiv eine Fehldarstellung.

Die entscheidende Frage ist daher: Möchtest du auf Grundlage einer Lüge oder der Wahrheit handeln? Es gibt den Ausspruch „Wahrheit oder Freundlichkeit“ – und manchmal tut es weh, die Wahrheit zu hören, besonders wenn ein Berater offenlegt, dass die aktuell diskutierte Strategie oder das Produkt finanziell nicht sinnvoll ist.


Der Weg zur sicheren Altersvorsorge: Eigenverantwortung und kritische Prüfung

In Deutschland riskieren viele Menschen, bewusst oder unbewusst, in die Altersarmut zu geraten, während sie der Illusion von Sicherheit durch unzureichende Altersvorsorgepläne nachjagen. Es ist erstaunlich und zugleich besorgniserregend, dass zahlreiche Lebens- und Rentenversicherungen auch nach vielen Jahren noch eine negative Rendite aufweisen. Trotzdem fühlen sich die meisten Menschen wohl bei dem Gedanken, „etwas für die Altersvorsorge getan zu haben“, auch wenn dies in Wahrheit einer Selbsttäuschung gleichkommt.

Als Architekt deines Lebens hast du die Wahl, wie und wo du im Alter leben möchtest. Es geht nicht darum, zwischen schlechten Optionen zu wählen, sondern darum, sich eine würdevolle Existenz im Alter zu sichern. Dies erfordert, dass du heute die Verantwortung für deine Altersvorsorge übernimmst und deine bisherigen Entscheidungen kritisch hinterfragst. Dabei ist es wichtig, Beratung zu suchen, die frei von Interessenkonflikten ist – also von jemandem, der nicht von Produktanbietern bezahlt wird.

Ein Honorarberater, der nicht auf Provisionen basiert, bietet den großen Vorteil, dass er es sich leisten kann, ehrlich zu sein und dir auch von bestimmten Produkten abzuraten, wenn sie nicht in deinem besten Interesse sind. Im Gegensatz dazu sind provisionsbasierte Berater oft darauf aus, Produkte zu verkaufen oder umzustellen, um Provisionen zu generieren.

Sei dir stets der Tatsache bewusst, dass nicht jeder, der als Helfer auftritt, auch wirklich deine Interessen vertritt. Viele Menschen glauben fälschlicherweise, sie könnten sich eine unabhängige Beratung nicht leisten, obwohl die Kosten für eine solche in Wirklichkeit oft geringer sind als die langfristigen Verluste durch schlechte Anlageentscheidungen aufgrund provisionsbasierter Beratung.


Selbstbestimmung im Ruhestand: Ein kritischer Blick

Lass dich nicht täuschen und glaube nicht den Versprechungen, dass minimale Beiträge zur Altersvorsorge ausreichend seien. Es ist an der Zeit, Verantwortung zu übernehmen und aktive Schritte zu unternehmen, um deine finanzielle Zukunft zu sichern. Informiere dich, hinterfrage und nimm gegebenenfalls Änderungen vor. Teile dein Wissen und deine Erfahrungen, um auch andere vor den Fallstricken im Bereich der Altersvorsorge zu bewahren.



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dein Sven Stopka

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