Honorarberater vs. Versicherungsvertreter: Finanzberatung im Vergleich
Bei einer Finanzberatung ist es wichtig, über den Tellerrand hinauszuschauen. Anhand der Beratung meines Mandanten Benedikt möchte ich dir veranschaulichen, welche Learnings sich aus einer Finanzberatung ergeben können, wie unterschiedlich Finanzberatungen ablaufen und worauf du achten solltest.
Benedikt ist Mitte 30, kam auf mich zu und bat mich um eine Finanzberatung zu seiner aktuellen Finanzsituation. Benedikt ist im öffentlichen Dienst angestellt, verdient gut und hat bisher eine klassische und eine fondsgebundene Rentenversicherung abgeschlossen. Hinzu kommen eine Riester Rente und eine beachtliche Summe auf dem Tagesgeldkonto. Seine konkrete Fragestellung im Zuge der Finanzberatung war, wie ich seine Produkte bewerte und wie er sinnvoller investieren kann.
Finanzberatung – Zuerst die Bestandsaufnahme
Nach eingehender Prüfung stellte sich heraus, dass die klassische Rentenversicherung nach gut 10 Jahren nicht einmal die eingezahlten Beiträge als Vertragsguthaben beinhaltet. Er ist nach 10 Jahren immer noch im negativen Bereich. Die Inflation mal ganz außen vor gelassen.
Die fondsgebundene Rentenversicherung ist ungefähr 8 Jahre alt und steht immer noch 40 % unter dem Wert, der eingezahlten Beiträge. Die Fondsauswahl war seinerzeit nach Hitlisten des Jahres 2011 getroffen worden. Das sieht man an den entsprechenden Fonds, die dort hinterlegt sind. Die Hochrechnungen, die bei der fondsgebundenen Rente gemacht wurden, passen vorne und hinten nicht. Diese jetzt zu erklären, würde leider den Rahmen sprengen.
Die Krönung ist eine Riester Rente mit sage und schreibe 10 € Beitrag im Monat. Für die volle Förderung von 175 € im Jahr wäre ein Beitrag von 147 € monatlich notwendig.
Das Ganze läuft bereits seit einigen Jahren so. Der Versicherungsvertreter, der Benedikt betreut hat, hat sich bisher nicht dafür interessiert. Dadurch sind Benedikt natürlich entsprechende finanzielle Nachteile entstanden.
Zu guter Letzt haben wir noch eine Berufsunfähigkeitsrente mit sage und schreibe 500 € monatliche Rente, bis zum Alter von 60 Jahren.
Aus gut zwei Stunden ausführlicher Finanzberatung ist mein Mandant dann mit einem guten und an schlechten Fazit herausgegangen. Ihm wurden die Augen geöffnet und er wusste, was zu tun war. Auf der anderen Seite erkannte er auch, dass der Versicherungsvertreter nicht ganz in seinem Sinne gehandelt hatte. Soweit so gut.
Es ergaben sich dann noch mehrere Telefonate zwecks Rückfragen von Benedikt und im letzten Telefonat, nach knapp 3 Wochen, hat mir die ein oder andere Aussage seinerseits dann doch die Schuhe ausgezogen.
Benedikt hatte seinen Versicherungsvertreter auf die Riester Rente angesprochen, die aktuell mit 10 € monatlich läuft. Dieser Berater versicherte Benedikt, er würde den Beitrag kostenfrei, ohne Abschlusskosten, entsprechend anpassen. Ich habe Benedikt darum gebeten, nach den Unterlagen zu schauen, die er ausgehändigt bekommen hat. Er sagte, es gäbe dazu keine Unterlagen. Ich wette darauf, dass diese Anpassung nicht kostenfrei durchgeführt wurde.
Weiterhin versicherte der besagte Berater meinem vermeintlich neuen Mandanten, dass die anderen Produkte alle sicher und passend für Benedikt wären. Alle Kunden seien in den letzten Jahren mit den Ablaufleistungen zufrieden gewesen. In der Finanzberatung mit Benedikt hatte ich ihm veranschaulicht, dass er unter dem Eingehen von überschaubaren Risiken, eine Marktrendite von 5 % und mehr im Jahr erwirtschaften kann. Die Meinung seines Vertreters dazu war, dass alles über 5 % Ertrag pro Jahr völlig unseriös sei. Komischerweise hat dieser Versicherungsvertreter die fondsgebundene Rentenversicherung seinerzeit selbst mit 6, beziehungsweise 9 % in der Wertentwicklung hochgerechnet.
Weiterhin hat der hinterlegte Fonds dieses Versicherungsvertreters seit Jahren nicht annähernd eine Rendite von 3 % erwirtschaftet. Eine weitere Aussage des Vertreters war, eine Investition ausschließlich in Aktienfonds, wäre viel zu risikobehaftet.
Wie kann man einem jungen Menschen, der durchaus auch bereit ist, gewisse Risiken einzugehen, einen Fonds verkaufen, der zu 60 % in Anleihen investiert?
Zu guter Letzt wurde dann seitens meines Mandanten Benedikt kritisiert, dass meine Finanzberatung ja Geld kosten würde und alle in seinem Umfeld, mit denen er gesprochen hatte, hielten das für unseriös. Ein Honorar sei nicht üblich.
Wenn dir jemand eine Dienstleistung nicht in Rechnung stellt, muss er sich über irgendeinen dritten Weg finanzieren. Niemand setzt sich mit dir hin, weder bei der Bank, noch bei der Versicherung, wenn er nicht das Ziel hat, dir irgendein Produkt zu verkaufen. Nur durch den Produktverkauf entstehen Provisionen. So entsteht ein Verdienst.
Warum ist ein Honorar für eine Finanzberatung die bessere Lösung?
Versicherungsvertreter und Honorarberater – Hier treffen zwei komplett unterschiedliche Systeme aufeinander.
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Auf der einen Seite hast du den Versicherungsvertreter. Dieser wird bezahlt für den Verkauf von Produkten und das völlig intransparent und nicht nachvollziehbar für den Verbraucher.
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Auf der anderen Seite stehe ich, als Honorarberater. Ich werde für meine Zeit und Dienstleistung bezahlt. Das Honorar wird zu Beginn offen kommuniziert. Das ist die beste Lösung für den Verbraucher, nach meinem Dafürhalten.
Du, als Verbraucher, weißt im Vorfeld, was auf dich zukommt. Die Rechnung zur Finanzberatung ist also keine Überraschung. Es gibt im Hintergrund keine Provisionen, die ich vereinnahmen kann. Es gibt keine dubiosen Wege, über die ich mich finanziere. Das wird alles am Jahresende geprüft und testiert. Das ist eine faire Ebene, auf der man mit Mandanten zusammenarbeiten kann.
Was du bei Finanzprodukten und Finanzberatungen beachten solltest
Aus der Finanzberatung meines Mandanten Benedikt kannst du ein paar Learnings für dich selbst mitnehmen. Worauf du achten solltest und was allgemein wichtig ist:
Finanzberatung ja – aber die Verantwortung liegt bei dir
Gebe die Verantwortung für dein Vermögen nicht aus der Hand. Du musst selbst beim Thema Geldanlage tätig werden. Es bringt dir nichts, wenn du weiterhin einfach in Produkte investierst, die du nicht verstehst. Hole dir einen Coach an die Seite. Jemanden, der dich völlig wertneutral beraten kann. Siehe einen Honorarberater als Kompass auf dem Weg zu deinem Ziel. Er kann dir aufzeigen, ob du auf dem richtigen Weg bist und kann dich auch davon abhalten, vom Kurs abzukommen. Ein Honorarberater ist eine neutrale Anlaufstelle.
Hinterfrage deinen Finanzberater
Hinterfrage alles kritisch und lass es dir belegen. Wie ist dein Berater incentiviert? Wie wird dein Gegenüber finanziert und in welcher Höhe? Lasse dich nicht mit irgendwelchen pauschalen Produktinformationsblättern abspeisen, sondern verlange doch einfach mal einen Auszug von der späteren Provisionsabrechnung, wenn dein Berater auf Provision arbeitet. Was ist daran verwerflich, offenzulegen, was er an dir genau verdient?
Gesunder Realismus bei der Auswahl von Finanzprodukten
Klassische Produkte, wie diese im Fall von Benedikt, bringen einfach nichts. Sei da realistisch. Ob jetzt mit oder ohne Garantiezins ist völlig egal. Jegliche Förderung, die von staatlicher Seite kommt, wird dir nicht dabei helfen, ausreichend Vermögen aufzubauen, damit du im Lebensalter vernünftig leben kannst. Mit jeglichen staatlichen Förderungen, ob das jetzt eine Riester Rente ist, in der Basisrente oder auch in der betrieblichen Altersvorsorge, pumpst du deine Bruttorente künstlich nach oben. Diese Bruttorente musst du später voll versteuern. Tendenziell werden die Steuern in Deutschland eher steigen anstatt fallen, oder?
Wähle Fonds nicht aus einer Hitliste. Es gibt Hitlisten von Finanztest und irgendwelchen Börsenzeitschriften etc. Diese Listen sind reines Marketing und sollten für dich keine Basis für eine Fondsauswahl darstellen.
Wenn sich die Wahl des Finanzproduktes als falsch erweist
Wenn du merkst, dass sich ein Produkt für dich nicht lohnt, musst du auch bereit sein, einen Verlust zu realisieren, anstatt zu hoffen, dass es sich bessert. Hast du beispielsweise 20.000 € in ein Produkt investiert und hast jetzt 16.000 € Guthaben, dann musst du diese 4.000 € Differenz als Verlust reell abschreiben. Vollkommen richtig. Wie lange möchtest du dein Geld noch in dem Produkt liegen lassen, um auf die 20.000 € zurückzukommen? Und was hast du in der Zeit vielleicht an Renditen nicht vereinnahmt, wenn du alternativ investiert hättest? Frage dich, was es dich effektiv kostet, wenn du so weitermachst, wie bisher.
Finanzberatung – Bilde dir deine eigene Meinung
Ich hoffe, du konntest einiges aus diesem Beitrag für dich mitnehmen. Es ist mir wichtig, dass ich dich an realen Fälle aus meinem Beratungsalltag teilhaben lassen, damit du eventuelle Learnings daraus ziehen kannst. Du fragst dich jetzt sicherlich, was ist aus Benedikt geworden? Benedikt ist heute kein Mandant bei mir. Er hat sich dazu entschlossen, sich weiterhin von seinem Versicherungsvertreter zum Thema Finanzen beraten zu lassen, was sein gutes Recht ist. Ich hätte mit Benedikt als Mandant auch nicht arbeiten können, aus einem ganz einfachen Grund. Er war nicht in der Lage, sich eine eigene Meinung zu bilden. Er hat einfach die Meinung seines Gegenübers für sich übernommen. Das passt nicht mit meinen Werten überein. Ich möchte Mandanten haben, die sich eine eigene Meinung bilden und sich nicht so leicht beeinflussen lassen.
Sei bereit, über den Tellerrand hinauszuschauen und dir eine eigene Meinung zu bilden. Wenn du auf Menschen hörst, die es bisher so gemacht haben wie du, welche andere Antwort möchtest du denn erwarten?
Warum du die Meinung von anderen nicht zu deiner eigenen Meinung machen solltest, dazu höre gern mal in meine Podcast-Episode 027 rein. Dort bin ich ausführlicher darauf eingegangen.
Wenn du Hörer meines Podcasts bist, freue ich mich über eine Rezension bei iTunes und über dein Teilen und Empfehlen meiner Kanäle. Du bist herzlich willkommen in meiner geschlossenen Facebook-Gruppe „Vermögensaufbau abseits der Masse“, wo wir uns näher zum Thema austauschen können und mehr zu mir findest du auch auf Instagram.
Nur wer sich mit dem Thema Finanzen auseinandersetzt, kann in Zukunft weisere Entscheidungen treffen und seinen Vermögensaufbau vorantreiben. Dabei möchte ich helfen. Wir müssen unabhängiger von Versicherern und Banken werden. Ich hoffe dabei auf deine Unterstützung, denn nur so kommen wir dem Ziel näher. Ich bedanke mich und hoffe, der Beitrag hat dir weitergeholfen. Bis zum nächsten Mal,
dein Sven Stopka.
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