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Finanztransaktionssteuer – Fair für Anleger?

Geschrieben von Sven Stopka | 01. Juli 2019

Die Finanztransaktionssteuer wird uns 2021 alle treffen. Dass diese neue Steuer kommen wird, war absehbar. Doch wie sie eingeführt wird, warum mich das richtig sauer macht und wie der Staat den privaten Vermögensaufbau erschwert, erfährst du in diesem Beitrag.


Eine Steuer als Vermächtnis

Das Finanztransaktionssteuer, also die neue Abgabe für den Kauf und Verkauf von Aktien, soll 2021 kommen, also noch vor der nächsten Bundestagswahl. Finanzminister Olaf Scholz möchte sich damit wahrscheinlich ein Denkmal setzen, wie es bereits viele Politiker gemacht haben: Walter Riester, Daniel Bahr, Bert Rürup oder einige andere. Vielleicht macht er das wissentlich, da er weiß, dass seine Tage als Finanzminister gezählt sind.


Den Verursacher zur Kasse bitten

Erinnern wir uns zehn Jahre zurück: 2008-2009 konstatierte man, dass nicht der Steuerzahler für die Rettung von Banken zahlen muss, sondern die Verursacher. Es ist nach meinem Verständnis vollkommen richtig, dass die Verursacher zur Kasse gebeten werden. Doch handelte es sich damals nicht um Aktien, Aktienfonds oder ETFs, sondern um andere Produkte, die die Krise verursacht haben. Es waren hochspekulative Derivate, Optionsgeschäfte, verbriefte Immobilienkredite und andere spekulative Hebelprodukte, die die Krise ausgelöst haben.

Hast du schon mal ein hochspekulatives Derivat, ein Optionsgeschäft oder ein anderes Hebelprodukt gezeichnet? Ich auch nicht. Das ist genau das Problem an dieser Finanztransaktionssteuer: Die Falschen müssen zahlen.


Das französische Modell

Länder wie Italien, Spanien, Griechenland, Belgien, Portugal, Österreich, Frankreich, Slowenien, Slowakei und auch Deutschland haben sich darauf verständigt, eine solche Börsensteuer nach dem sogenannten französischen Modell einzuführen.

Wie sieht das französische Modell aus? Seit August 2012 werden in Frankreich Käufe von Aktien von französischen Unternehmen, die mindestens eine Marktkapitalisierung von einer Milliarde Euro haben, mit 0,3 % besteuert.

Damit werden gegebenenfalls bewusst Investitionen in Unternehmen, die diese Grenze überschreiten, gemieden. Kleine Unternehmen haben jedoch jeweils höhere Risiken. Der Staat möchte mit dieser Zusatzsteuer die Spekulanten an den vergangenen und künftigen Krisen beteiligen.


Wer wirklich zahlen muss

Genau hier liegt das Problem: Die Spekulanten sind nicht diejenigen, die langfristig Aktien, Aktienfonds oder ETFs halten. Es sind diejenigen mit den hochspekulativen Derivaten, den Optionsgeschäften und dem relativen Hebelprodukt, die diese Krise verursacht haben. Sie bleiben bei der Finanztransaktionssteuer allerdings komplett außen vor.

Aber der langfristige Investor, der für den freien Vermögensaufbau oder für die Altersvorsorge etwas sparen wollte, war nicht die Ursache für die Krise.


Doppelte Besteuerung

Das Schlimme an der Finanztransaktionssteuer ist, dass sie bei Kauf und Verkauf anfällt. Das heißt also: Investierst du 100.000 Euro, bezahlst du 0,3 % an Finanztransaktionssteuer. Verkaufst du später, kommen noch einmal 0,3 % hinzu.

Die Steuer fällt aber auch dann an, wenn gar kein Gewinn entstanden ist. Investierst du also 10.000 Euro in Aktien und verkaufst irgendwann mit 8.000 Euro, hast du 2.000 Euro Verlust gemacht. Zusätzlich musst du aber auf die 8.000 Euro 0,3 % Steuern zahlen.


Ungeeignete Produkte im aktuellen Markt

Aktuell herrscht ein schwieriger Markt. Gerade in Zeiten von Niedrigzinsen sind Lebens- und Rentenversicherung sowie Banksparpläne völlig ungeeignete Produkte. Deswegen suchen viele Anleger derzeit in der Aktie eine gute Alternative. Nun sieht der Staat hier wieder eine Möglichkeit zu kassieren.


Wann werden Großkonzerne besteuert?

Riesige Konzerne wie Amazon, Google oder Apple verbuchen Jahr für Jahr Milliarden Gewinne und zahlen innerhalb der Eurozone und insbesondere Deutschland so gut wie gar keine Steuern. Warum wird die Politik hier nichts unternehmen, um auf Konzernebene eine Besteuerung zu erwirken?


Wen die Finanztransaktionssteuer wirklich trifft

Ich frage mich ehrlich, warum ein normaler Aktionär aufgrund einer Krise, die er gar nicht verursacht hat, für eine Sondersteuer zur Kasse gebeten wird. Ich bezweifle, dass der normale Aktionär und Investor überhaupt mit langfristigen Absichten spekuliert. Wenn ich als Investor spekulieren möchte, mache ich das mit anderen Produkten. Dass diese dann besteuert werden, ist auch vollkommen richtig.

Für professionelle Investoren ist es recht einfach, eine solche Abgabe zu umgehen, so könnten Banken und Fondsgesellschaften Transaktionen an Börsenplätzen tätigen, in denen Aktienkäufe nicht besteuert werden, z. B. in Luxemburg.

So würde die Börsensteuer vor allem die Kleinanleger treffen, die mit ihren Investitionen Vermögen fürs Alter aufbauen oder einen allgemeinen Vermögensaufbau betreiben wollen.

Ich bleibe bei meiner Meinung: Aktien und Aktienfonds sind die beste Möglichkeit, langfristig sicher Vermögen aufzubauen.


Welche Steuern treffen Investoren?

Alle Investitionen werden in der Regel aus dem versteuerten Nettoeinkommen bezahlt. Wenn du investierst, hast du einen Freibetrag von 801 Euro im Jahr, als Ehepaar sind es 1.602 Euro. Liegen deine Erträge über dieser Grenze, zahlst du aktuell pauschal 25 % Abgeltungssteuer plus Solidaritätszuschlag, in Summe also 26,375 % plus gegebenenfalls Kirchensteuer.

Dann kommt die Steuer Nummer drei: Bevor man auch nur ein einziger Cent investiert, kommt Herr Scholz und möchte 0,3 % mitkassieren.

Die Steuer Nummer vier verlangt dann später noch mal 0,3 % auf den Verkauf.

Ich stelle jetzt, im Juni 2019, die These auf, dass es ein Gesetz geben wird, mit dem Versicherungen und Banken von der Finanztransaktionssteuer befreit oder entlastet werden. Wann es kommt und wie es kommen wird, können wir nicht wissen, aber ich gehe stark davon aus, dass eine solche Einschränkung passieren wird.


Wie der Staat den privaten Vermögensaufbau erschwert

Der Staat fordert die Bevölkerung immer wieder auf, für das Alter vorzusorgen, da die gesetzliche Rente nicht ausreichend wird. Die SPD hat das Alterseinkünftegesetz eingeführt. Nun führt diese Partei eine Steuer ein, um den normalen Investor und Sparer wieder zu besteuern. Dabei treibt der Staat jetzt schon jedes Jahr Millionen von Menschen in die Arme von Banken und Versicherungen. Dabei greift er nun wieder voll zu. Banken und Versicherungen verkaufen Aktien und Aktienfonds. Auf genau dieser Ebene kommt es jetzt wieder zur Besteuerung.

Ich bekomme immer mehr das Gefühl, dass der Staat einfach nicht möchte, dass die Menschen in der Masse frei Vermögen aufbauen. Über Instrumente wie Steuervorteile und Förderungen wird versucht, den Verbraucher Jahr für Jahr zu den Banken und Versicherung zu bringen, damit diese ein Milliardengeschäft machen können.


Das Ziel der Förderungen: Provisionen

Jeder, der heute nicht investiert, wird irgendwann in der Altersarmut landen. Ich hätte den Wunsch, dass die kompletten Subventionen für Banken und Versicherungen in Form von Riesterförderung, Steuervorteilen bei der Rürup-Rente oder auch bei der betrieblichen Altersvorsorge endlich abgeschafft werden. Es sind Milliarden-Geschenke Jahr für Jahr und es werden unsinnige Umdeckungen im Markt vorgenommen und unsinnige Produkte verkauft. Das Ziel dabei: dem Kunden die Provisionen aus der Tasche zu ziehen.


Mein Vorschlag: Das persönliche Depot

Ich wäre persönlich dafür, dass jeder Mensch in Deutschland ein Depot bekommt. Dieses Depot sollte der Staat besonders schützen und zwar in der Form, dass der Depotinhaber nicht über das Geld verfügen kann, bevor er 65 oder 67 Jahre alt ist. Das heißt, niemand käme vorzeitig an das Geld heran.

Man sollte keinerlei Steuern auf die Gewinne zahlen müssen, sodass man den kompletten Zinseszinseffekt nutzen kann. Erst mit 65 oder 67 Jahren würde man den Gewinn versteuern – entweder einmalig, wenn man ihn sich auszahlen lässt, oder monatlich, wenn man einen sogenannten Inhaberplan tätigt.

Das wäre endlich eine Lösung, um in Deutschland Vermögen in der breiten Masse aufbauen zu können – ohne erhöhte Abschlusskosten, ohne unsinnige Banken- und Versicherungsprodukte, ohne vom Staat bezahlte Förderungen, bei denen sich nur der Vertrieb die Taschen vollwirtschaftet. Zudem hätten wir vielleicht auch in den nächsten 10, 20, 30 Jahren mehr Aktionäre in Deutschland. Vielleicht bekämen wir auch so das Thema Geldbildung mehr in die breite Masse.

Bis dahin bleibe ich meiner Mission treu und sorge für mehr Finanzwissen in Deutschland. Ich würde mich riesig freuen, wenn du mich dabei unterstützt und diesen Blog und auch meinen Podcast an Familie, Freunde und Bekannte weiterempfiehlst, damit möglichst viele Menschen Finanzwissen bekommen.

Komme auch gern in die geschlossene Facebook-Gruppe Vermögensaufbau abseits der Masse! Dort gehen wir auf interessante Themen rund um das Thema Geld ein und du kannst mir Fragen stellen.

Dein Sven Stopka