Finanzblog TUENDUM Investment

Betriebsrente: Sinnvolle Geldanlage oder Risiko?

Geschrieben von Sven Stopka | 18. Juni 2023

Steht die Betriebsrente vor dem Aus? Viele Arbeitnehmer zahlen über ihren Arbeitgeber in eine betriebliche Altersvorsorge ein. Diese Altersvorsorge besteht zu weit über 90 Prozent immer aus einer Rentenversicherung. Ist so etwas heutzutage noch zeitgemäß? Arbeitnehmer fragen sich berechtigterweise, lohnt sich die Betriebsrente überhaupt noch? Was bleibt am Ende tatsächlich übrig? In diesem Beitrag bekommst du einen Einblick in einen Praxisfall.

Auch in diesem Beitrag möchte ich dir wieder wichtige Impulse und Inspirationen liefern, damit du dich kritisch mit deiner Geldanlage, deinen Investments und deiner Altersvorsorge auseinandersetzen und bessere Entscheidungen treffen kannst.

Viele Arbeitgeber finanzieren ihren Mitarbeitern immer noch eine Betriebsrente, teilweise sogar komplett arbeitgeberfinanziert, selten ausschließlich arbeitnehmerfinanziert, meist über eine Mischfinanzierung durch beide Seiten.

Ob sich so eine Betriebsrente unterm Strich lohnt, ist die Frage des heutigen Beitrags. Pauschal ist diese Frage nicht zu beantworten, aber in vielen Fällen ist es so, dass sich solch ein Vertrag nicht rechnet, wenn man alle Faktoren berücksichtigt.


Ein Praxisbeispiel zur Betriebsrente

Der Vertrag zur Betriebsrente unseres Praxisfalls ist etwas über zehn Jahre alt. Werfen wir einen Blick auf die Auszahlung. Wie wertest du das Ergebnis?

Der Vertrag zur besagten betrieblichen Altersvorsorge begann im Jahre 2012 und läuft bis 2055. Das ergibt eine Ansparzeit von weit über 40 Jahren. Der monatliche Beitrag liegt bei insgesamt 40,00 Euro. Soweit die Eckdaten.

Jedes Jahr gibt es eine sogenannte Wertmitteilung. Auch du wirst diese wahrscheinlich zu Beginn des Jahres erhalten. Schaue dort rein und vergleiche die Zahlen mit den Jahren davor.


Der Rückkaufswert einer Betriebsrente nach 10 Jahren

Die Wertermittlung zu Anfang 2022 ergibt, dass der sogenannte Rückkaufswert der Betriebsrente bei 3.433 Euro liegt. Das ist der Betrag, der ausgezahlt werden würde, wenn man den Vertrag zu diesem Zeitpunkt aufgelöst hätte. Daraus wiederum ergibt sich eine Rendite von insgesamt - 5,71 Prozent. Die Wertung dazu überlasse ich dir.

Es ist natürlich so, dass man eine Betriebsrente auch bis zum Rentenalter laufen lässt und sie nicht nach 10 Jahren auflöst.


Der Garantiewert einer Betriebsrente

Betrachten wir demnach die Auszahlungsphase der Betriebsrente, wird ein Garantiewert von 25.663 Euro genannt. Das ist der Wert, der der Versicherer dem Arbeitnehmer auf dem Papier garantiert. In Prozent entspricht das einer Garantie von 1,22 Prozent.

Prüfen wir die Unterlagen genauer, stellen wir fest, dass der Versicherer damit geworben hat, dass ein Rechnungszins von 1,75 Prozent zugrunde liegt. Das entspräche einer Ablaufleistung von 28.905 Euro. Den Garantiewert gegenübergestellt, ergibt das eine Differenz von 3.242,00 Euro.

Die Angabe des Versicherers von 1,75 Prozent gilt nur auf den Sparbeitrag, was nirgendwo klar ersichtlich ist.


Die Hochrechnung einer Betriebsrente

Betrachten wir die Hochrechnung. Hier soll eine Summe von insgesamt 45.919 Euro herauskommen, was einer Verzinsung von 3,7 Prozent entspricht. Allerdings wurden hier Überschüsse vorausgesetzt. Solche Hochrechnungen sind tückisch, denn auf Überschussversprechen in deiner Betriebsrente ist kein Verlass. Diese können dir genommen werden.

Was letztlich zählt, ist ausschließlich die genannte Garantie, welche in diesem Fall 25.663 Euro beträgt, vorausgesetzt, der Versicherer fällt nicht unter den Paragrafen 314 VAG.


Die Auszahlung der Betriebsrente

Nehmen wir an, es soll bei Rentenbeginn keine Kapitalauszahlung der Betriebsrente erfolgen, sondern eine monatliche Rente. Berechnen wir die Garantie-Rente, kommen wir auf einen Wert von 90 Euro monatlich. Was wir dabei berücksichtigen sollten, ist, dass diese 90 Euro später, im Jahre 2055, nicht die gleiche Kaufkraft haben, wie heute. Wir können das Drama nur erahnen, wenn wir die persönliche Inflation davon abziehen.

Gehen wir zurück und setzen die 90 Euro monatlich ins Verhältnis zu den 25.663 Euro. Der Arbeitnehmer müsste die Betriebsrente faktisch rund 285 Monate beziehen, was 23,75 Jahren entspricht, um sein Vertragskapital zu verbrauchen. Wenn er mit 67 in Rente geht, bekommt er diese also bis er 90 Jahre alt ist.

Rechnen wir tatsächlich die Überschüsse mit ein, ergibt das in der Hochrechnung eine monatliche Rente von 162 Euro auf 283 Monate.


Fazit zur Betriebsrente

Bewerten möchte ich dieses Beispiel persönlich nicht. Du kannst vielleicht erahnen, wie ich über die betriebliche Altersvorsorge denke. Sei dir über drei Dinge genaustens im Klaren:

  • Kein Versicherungsunternehmen wird dir irgendetwas schenken. Eine Versicherung möchte Gewinne machen. Wie in diesem Beispiel veranschaulicht, müsstest du locker 24 Jahre deine Betriebsrente beziehen, um auf null zu kommen und das eingezahlte Geld verbraucht zu haben.

  • Alle genannten Werte zur Betriebsrente in diesem Beispiel sind Bruttowerte. Die 25.663 Euro Auszahlung oder die 90 Euro monatlich, sind Bruttowerte. Davon gehen noch Steuern, Krankenversicherung und Pflegeversicherung ab. Ich habe schon Berechnungen erstellt, die ergeben haben, dass davon nochmal rund die Hälfte oder sogar mehr an Abgaben von abfließen.

  • Viele Faktoren werden dir in der Beratung, beziehungsweise im Verkaufsgespräch, verschwiegen. Außerdem werden Abgaben wie Steuern, Krankenversicherung und Pflegeversicherung aufgrund der Demografie tendenziell steigen. Über die Inflation wird auch hinweggesehen. Was bringt dir also eine Betriebsrente, wenn das Kapital letztlich nur noch die Hälfte der Kaufkraft hat?


Ich hoffe, ich konnte dir heute einen wichtigen und wertvollen Impuls liefern, deine Verträge, wie etwa die zur Betriebsrente, unter die Lupe zu nehmen. Wenn du Unterstützung brauchst und solche Verträge selbst nicht berechnen kannst, melde dich gerne bei mir. Bevorzugt gern über Instagram oder auf einem der anderen gängigen Kanäle.

  • Du kannst auch gern ein kostenloses Erstgespräch buchen. Wir klären dann in 30 bis 45 Minuten, wie ich dich unterstützen kann und wo deine Herausforderungen liegen. Ich verspreche dir, du wirst am Ende des Gesprächs einen Nutzen für dich mitnehmen.

  • Für viele weitere Impulse kannst du mir gern auf Instagram, LinkedIn, Facebook oder Youtube folgen. Hier erhältst du weitere Informationen und Kniffe rund um die Themen Investieren, langfristig erfolgreicher Vermögensaufbau, Aktienfonds und Finanzen allgemein.

  • Wenn du dein Wissen im Bereich Finanzen vertiefen möchtest, besuche doch meinen Online-Kurs zur finanziellen Grundausbildung. Dieser ist vollgepackt mit Kniffen, Tipps und Tricks von A bis Z zu den Themen Investieren und Vermögensaufbau. Schaue in meinem Shop vorbei und finde das passende Angebot für dich.

Vielen Dank für die Zeit, die du dir genommen hast. Wenn du Hörer meines Podcasts bist, freue ich mich über eine Rezension bei iTunes und über dein Teilen und Empfehlen meiner Kanäle. Teile meinen Podcast auch gern offline mit Familie, Freunden und Bekannten. Mein Ziel ist es, Menschen dazu zu bringen, sich mit ihren Finanzen und Vermögensanlagen zu beschäftigen, damit sie klügere Entscheidungen für die Zukunft treffen können. Dabei benötige ich deine Hilfe. Bis zum nächsten Mal,

dein Sven Stopka