Finde die passende Altersvorsorge für dich
Du kannst dich nicht entscheiden zwischen Rentenversicherung und Fondssparplan? Du fragst dich, was die jeweiligen Vor- und Nachteile sind? Welche Altersvorsorge ist sinnvoll, wenn du deinen langfristigen Vermögensaufbau angehen und für dein Alter vorsorgen willst? Eine Entscheidungshilfe findest du in diesem Beitrag.
Viele Menschen fragen sich, welche die passende Altersvorsorge für sie ist. Rentenlücken, drohende Altersarmut und unzureichende Kenntnisse über die Möglichkeiten bringt viele dazu, übereilte und falsche Entscheidungen zu treffen. Nicht jede Form der Altersvorsorge passt zur jeweiligen individuellen Situation. Daher gilt es, dir die Frage zu stellen: „Welche Altersvorsorge ist sinnvoll für MICH?“
Bei einer Entscheidung zwischen Rentenversicherung und Fondssparplan solltest du Pro- und Kontra-Argumente vergleichen. Auch dein Alter ist zu berücksichtigen und deine individuelle finanzielle Situation ist zu bedenken.
Ist eine private Altersvorsorge sinnvoll?
Einfache Antwort: Ja.
Dass die gesetzliche Rente in Zukunft nicht ausreichen wird, ist wahrscheinlich mittlerweile jedem bewusst. Es droht Altersarmut. Daher sollten wir privat dagegenwirken und uns absichern. Das, was du später an gesetzlicher Rente bekommst und im Rentenbescheid siehst und dem, was du tatsächlich später zum Lebens brauchst, nennt man „Rentenlücke“. Um diese Rentenlücke zu stopfen, sollten wir eine sinnvolle private Altersvorsorge abschließen.
Deutschland, das Land der Versicherungen
Deutschland ist ein Land der Lebens- und Rentenversicherungen. Aktuell gibt es etwas über 90 Millionen Policen bei rund 80 Millionen Einwohnern.
In den letzten Jahren haben insbesondere die Rentenversicherungen, aufgrund von einzelnen Mechanismen der Politik, immer wieder mehr an Bedeutung gewonnen. Ich möchte hier detailliert darauf eingehen, welche Faktoren bei einer Rentenversicherung wirklich wichtig sind.
Ist die Rentenversicherung als Altersvorsorge sinnvoll und was gibt es zu beachten?
Anfallende Kosten bei der Rentenversicherung
Jede Renten- oder Lebensversicherung hat Abschlusskosten. Diese Abschlusskosten belaufen sich auf 2,5 bis 4 %. Hinzu kommt, dass jedes Jahr mit einer Dynamik neue Abschlusskosten anfallen, die anfangs schwierig zu kalkulieren sind.
Des Weiteren gibt es die Verwaltungskosten für den Versicherer, die Kosten auf der Kapitalmarkt-Ebene, sowie die Risikokosten.
Bei den Versicherungskosten gibt es häufig Produkte, die Kosten auf das verwaltete Kapital und Fixkosten berechnen.
Steuervorteile bei der Rentenversicherung
Einer der häufigen Gründe, warum eine Rentenversicherung gewählt wird, ist der Steuervorteil.
„Steuervorteile dürfen nie ein Grund sein, warum du dich für ein Produkt entscheidest. Ein Steuervorteil kann dir von jetzt auf gleich genommen werden.“
Was bringt dir ein Steuervorteil auf eine Auszahlung, die aufgrund massiver Abschluss- und Verwaltungskosten deutlich geringer ausfallen wird, als bei einem Depot?
Die Punkte Kosten und Steuervorteile sollten immer genau betrachtet und hinterfragt werden.
Auswahl der Anlagemöglichkeiten bei der Rentenversicherung
Deine Auswahl an Anlagemöglichkeiten ist eingeschränkt.
Der Versicherer gibt dir vor, welche Fonds monatlich bespart werden können. Die Fonds können jederzeit ausgetauscht werden. Es gilt im Bedingungswerk zu prüfen, was dort vereinbart ist, wenn der Versicherer einen Fonds nicht mehr anbieten sollte. Ist dieser dann noch für den Bestandskunden offen oder wird er auch für den Bestandskunden geschlossen?
Sollte der Fonds aus der Auswahl herausgenommen werden, bieten die Versicherer in der Regel Möglichkeiten an. Du solltest jedoch prüfen, wie es sich mit Folge-Fonds verhält.
Aufgrund der Nachfrage haben viele Versicherer ETFs in ihr Portfolio mitaufgenommen. Die Auswahlmöglichkeiten sind jedoch sehr beschränkt und du hast einen entscheidenden Nachteil: Du kannst nicht in die Anlage-Mentalität eingreifen. Das heißt, es wird von oben gewissermaßen reglementiert, wie investiert wird und du kannst einzelne Positionen nicht austauschen.
Meine Empfehlung:
Stelle dir selbst ein Portfolio aus mehreren Fonds zusammen, die deiner Risikoneigung und deinem Anlagehorizont entsprechen. Achte dabei auch die richtigen WKN (Wertpapier-Kennnummer).
Es gibt leider gespielte Fonds. Das heißt, du kaufst den Fonds XY, später stellt sich aber heraus, dass die Wertpapier-Kennnummer anders ist und du einen anderen Fonds erstanden hast, als geplant.
Prüfe ganz einfach auf www.fondsweb.com deinen Fonds mit entsprechender WKN und vergleiche sie mit dem Angebot oder deinem Vertrag.
Einmalzahlung oder lebenslange Rente?
Bei der Ablaufleistung einer Rentenversicherung musst du wählen zwischen einer Einmalzahlung, einer Rente oder einer Mischung aus beidem.
Wenn du das Privileg 12/62 erfüllst, dann musst du nur die Hälfte der Gewinne versteuern. Das bedeutet, der Vertrag läuft 12 Jahre und du bist bei Auszahlung mindestens 62 Jahre alt.
Vergleiche jedoch was gewesen wäre, wenn du ohne die Kosten auf Versicherungs-Ebene investiert hättest? Hättest du mehr oder weniger Kapital und wie viel bleibt nach Abzug der Steuern übrig?
Sei dir einer Sache bewusst: Ein Versicherer schenkt dir nichts, sondern er kalkuliert nach einem Vorsichtigkeits-Prinzip.
Es gibt bei den fondsgebundenen Produkten einen sogenannten Rentenfaktor. Ist dieser 100 % garantiert, zu 85 % garantiert oder vielleicht gar nicht garantiert?
Du hast ja bei der Angebotserstellung eine Hochrechnung erhalten. Diese Hochrechnung ist in der Regel erstmal zu 90 % falsch. Dort werden einige Kostenpositionen nicht berücksichtigt und das Guthaben, was ab einer Entwicklung von 6 % entsteht, ist in der Regel höher.
Wenn du beispielsweise 100.000 € Fondsvermögen angesammelt hast, wird dieser Wert mit Rentenbeginn verkauft. Das Geld fließt dann in den Deckungsstock des Versicherers und dieser teilt dir nun jeden Monat einen Rentenbeitrag zu.
Beispiel:
Du hast du 100.000 Euro Kapital angesammelt. Dieses teilst du durch den Rentenfaktor von 25 € pro 10.000 € Guthaben. Das ergibt einen monatlichen Rentenbeitrag von 250 €. Jährlich macht das 3.000 € Rente. Bei einem Gesamt-Kapital von 100.000 € benötigst du 33,3 Jahre, um dein eingezahltes Geld, plus den Wertzuwachs, zu verrenten. Solltest du mit 67 in Rente gehst, müsstest du 100 Jahre alt werden, um alles zu verbrauchen.
Bedenke: Wie realistisch ist es, dass du 100 Jahre alt wirst? Und bedenke ebenfalls, dass du vom Versicherer vorgegeben bekommst, wie viel Rente dir monatlich zugeteilt wird.Auszahlung deiner Rente
Was ist mit dem Versicherer vereinbart, für den Fall, dass du versterben solltest? Es gibt hier 2 Möglichkeiten: Es gibt die Rentengarantiezeit und es gibt die Restkapitalisierung bei Tod.
Rentengarantiezeit
Bei der Rentengarantiezeit wird dir ab einem bestimmten Alter, nehmen wir 67, eine 13-jährige Rentengarantiezeit garantiert. Hier würde die Rente bis zu deinem 80. Lebensjahr ausgezahlt werden. Verstirbst du mit 70 Jahren, erhalten die Hinterbliebenen 10 Jahre weiterhin die Rente. Danach ist Schluss. Wer ist hier der große Gewinner? Klar, der Versicherer.
Die fairere Lösung ist die Restkapitalisierung bei Tod.
Hier berechnet sich der Auszahlungsbetrag bei Tod aus dem Vertragsguthaben abzüglich der gezahlten Rente. Das ist die eindeutig charmantere Lösung, jedoch bieten das nicht alle Versicherer an.
Ist fondssparen bei einer Depotbank als Altersvorsorge sinnvoll und was gibt es zu beachten?
Anfallende Kosten bei Investmentdepots
Bei der Depotbank, oder auch Kapital-Verwahrstelle, kannst du sehr kostengünstig ein Depot eröffnen. Das Depot kostet im Schnitt zwischen 25 und 60 € jährlich. Hinzu kommen Transaktionskosten für Fonds. Die liegen im Cent-Bereich und sind kaum erwähnenswert.
Steuervorteile bei Investmentdepots
Bei einem Depot gibt es keinerlei Steuervorteile, jedoch hast du einen Freibetrag auf deine Gewinne, die du nicht versteuern musst. Die Grenze bei einer ledigen Person liegt bei 800 € jährlich und bei einem Ehepaar bei 1.602 Euro. Alles über diese jeweiligen Werte hinaus wird pauschal mit 25 % Abgeltungssteuer versehen, plus Solidaritätszuschlag. Das ergibt eine Besteuerung von 26,375 %, plus eventuelle Kirchensteuer, je nach Bundesland 8 oder 9 %.
Auswahl der Anlagemöglichkeiten bei der Depotbank
Du kannst theoretisch in das komplette Fonds-Universum investieren. Depotbanken haben natürlich nicht jeden Fonds im Anlageportfolio. Du kannst aber im Vorfeld bei der Depotbank erfragen, ob die für dich interessanten Fonds dort verfügbar sind oder ins Portfolio aufgenommen werden können. Depotbanken sind durchaus dazu bereit.
Auszahlung deiner Rente
Du bekommst hier keine monatlich garantierte Rente. Der größte Vorteil ist aber, dass du über deine Rente selbst bestimmen kannst.
Beim Versicherer gibt es den Rentenfaktor, der dir vorschreibt, wie viel du von deinem Kapital Monat für Monat ausgezahlt bekommst. Bei einem Depot kannst du aus dem Einzahlungs-Prozess einen Auszahlungs-Prozess machen, welchen du individuell bestimmen kannst.
Du kannst in der Auszahlungsphase komplett im Kapitalmarkt investiert bleiben, was beim Versicherer in der Regel nicht funktioniert. Also auch während der Rentenphase kannst du durchaus noch am Kapitalmarkt beteiligt sein.
In der Auszahlungsphase zahlst du nur Steuern, auf die realisierten Gewinne, die über deinem Freibetrag liegen. Natürlich können in der Rentenphase noch Kursgewinne entstehen, die natürlich entsprechend versteuert werden müssen. Das ist in der Regel deutlich günstiger.
Welche Altersvorsorge ist nun sinnvoll?
Pauschal kann man das, wie du siehst, nicht beantworten. Es gibt einige Variablen, die zu berücksichtigen sind. Welche Variante für dich die passendere ist, kannst du nach diesem Beitrag hoffentlich etwas besser einschätzen. Solltest du weitere Entscheidungshilfen benötigen, kontaktiere mich gerne.
Empfehle meinen Podcast gern weiter an jeden, der ein Interesse daran hat, sein Finanzwissen zu vertiefen. Ich möchte Deutschland nachhaltig verändern. Wir brauchen allgemein mehr Finanzwissen in diesem Land. Wir dürfen uns nicht abhängig von Banken und Versicherungen machen.
Ich wünsche dir eine erfolgreiche Woche.
Bleibe gesund, dein Sven Stopka.
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