Selbstständige vernachlässigen häufig das Thema Vermögensaufbau und Rente. Dadurch haben sie später oft damit zu kämpfen. In diesem Beitrag geht es um Möglichkeiten, die Selbstständige für ihren Vermögensaufbau und die Rente nutzen können. Ich stelle dir ein paar Strategien und Produkte vor, damit du prüfen kannst, ob diese vielleicht eine bessere Alternative zu deiner bisherigen Lösung sind.
Selbstständige gehören zu einer Berufsgruppe, die das Thema Rente und Vermögensaufbau häufig vor sich her schieben. Es ist für mich wichtig, dass die Menschen genau wissen, wofür sie ihr Kapital investieren und dass sie gewisse Ziele, die sie sich stecken, dann auch erreichen. Mit geht es in erster Linie darum, dass du dich ein wenig mit dem Thema beschäftigst, damit du es verstehen und bessere Entscheidungen treffen kannst.
Immer wieder werde ich berufsbedingt mit der Frage konfrontiert, was man für die Ruhestandsplanung, Altersvorsorge, den Vermögensaufbau tun kann, wenn man selbstständig ist.
Manch Selbstständiger ist pflichtversichert in der gesetzlichen Rentenversicherung. Manche zahlen freiwillige Beiträge und manche sind versicherungsfrei. Die Basisrente ist das Pendant zur gesetzlichen Rentenversicherung, nur anders finanziert. Dann gibt es private Rentenversicherungen, Aktieninvestments, also freien Vermögensaufbau, Immobilien und sonstiges.
Die gesetzliche Rentenversicherung ist es das älteste System, um Menschen eine Rente zu finanzieren. Einst war dies ein gut funktionierendes System, doch seit einigen Jahren merken wir, dass das gesetzliche Rentensystem dauerhaft nicht finanzierbar ist. Das System läuft über das sogenannte Umlageverfahren. Geld, das reinkommt, wird also direkt wieder umverteilt. Durch die Tatsache, dass wir immer mehr Rentner haben, aber immer weniger Menschen, die in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen, kommt dieses System stark ins Schwanken. Die Gesetzgebung ist natürlich mittlerweile dabei, auch Selbstständige in die Rentenversicherung zu holen. Meiner Meinung nach löst das aber auf Dauer nicht das Problem.
Was ist das Problem? Einerseits haben wir immer mehr Rentner in Deutschland, die auch immer länger finanziert werden müssen. Andererseits sinken die Renten. Für mein Dafürhalten gibt es nur zwei Lösungswege. Entweder müssen die Beiträge steigen oder die Renten müssen weiter sinken. Aktuell sind viele Selbstständige von der Rentenversicherung befreit. Der Gesetzgeber möchte dies ändern. Das ist leider genau der falsche Weg. Die Problematik entspannt sich für die nächsten 5 bis 15 Jahre – es ist aber nicht aufgehoben, sondern nur aufgeschoben.
Nehmen wir an, du verdienst im Durchschnitt über 40 Jahre lang. In 2020 waren das genau 40.551 Euro. Das bedeutet, du würdest bei 1.320 Euro Rente liegen. Das hört sich zuerst ganz gut an, doch du musst berücksichtigen, dass davon noch einiges abgeht. Die Inflation, sprich der Kaufkraftverlust, die Krankenversicherung (tendenziell eher steigend), Pflegeversicherung (Tendenz auch steigend) und Steuern (steigend). Wenn du all diese Faktoren zusammenrechnest, dann liegst du sehr wahrscheinlich bei einer Rentenhöhe im Hartz IV-Bereich. Und das, obwohl du 40.551 Euro brutto im Durchschnitt verdient hast. Das ist schockierend. Vermögensaufbau ist somit nicht möglich.
Angestellte haben keine Möglichkeit, dort herauszukommen. Selbstständige haben das Privileg, dass sie sich teilweise befreien können. Niemand kann von einer Rente von brutto 1.320 Euro leben, wenn vorher brutto rund 3.000 Euro verdient wurden. Wir sind hier als Bevölkerung selbst gefordert, Vermögensaufbau zu betreiben.
Wie du das machst, bleibt dir selbst überlassen. Bedenke aber, mit jedem geförderten Produkt, sei es eine Riester Rente, Basisrente etc., pumpst du dein zu versteuerndes Bruttoeinkommen künstlich nach oben. Aber das ist ein anderes Thema für einen anderen Beitrag.
Die Basisrente oder auch Rürup-Rente genannt, ist das Pendant zur gesetzlichen Rentenversicherung. Die Beiträge zur Basisrente kannst du aktuell bis 25.046 Euro steuerwirksam zu 90 Prozent absetzen.
Hierzu ein einfaches Beispiel: Angenommen die 90 Prozent wären soweit ausgeschöpft, dass du einen Betrag von 10.000 Euro daraus erhältst. Sagen wir, du hättest einen Steuersatz von 40 Prozent. Dann bekommst du letztlich 4.000 Euro über die Steuererklärung zurückerstattet. Das hört sich im ersten Moment ganz gut an, jedoch hat das einen entscheidenden Nachteil: Du musst diese Rente später zu 100 Prozent nachgelagert besteuern.
Die Basisrente wird oft wegen des Steuervorteils angepriesen. Ein Steuervorteil sollte aber nie ein Argument für die Tätigung eines Investments sein. Die Basisrente ist unterm Strich sehr teuer und unflexibel. Einerseits hast du Abschlusskosten für diese Verträge, die teilweise sehr üppig sind und du kannst das Kapital aus einem solchen Vertrag nicht frei vererben. Du kannst das Kapital nur an Ehepartner oder kindergeldberechtigte Kinder vererben, welche die wenigsten im Rentenalter noch haben. Die Rentenfaktoren in solchen Verträgen sind oft so kleingerechnet, dass du teils 25 oder 30 Jahre Rente beziehen musst, um am Ende plus-minus Null herauszukommen.
Weiterhin ist die Basisrente nicht übertragbar. Das Kapital kann nicht von Versicherer A zu Versicherer B übertragen werden. Aktuell sind 20 Versicherer bei der Aufsichtsbehörde BaFin unter Aufsicht und haben finanzielle Schwierigkeiten. Dein Versicherer könnte mit zu diesen 20 Versicherern zählen. Was passiert hier in den nächsten Jahren mit deinem Kapital? Du kommst vielleicht nicht dran und du kannst es auch nicht übertragen. Du bist diesen Anbietern ausgeliefert. Und ansonsten musst du sehr alt werden, damit sich solch ein Vertrag überhaupt rechnet. Also auch hier gestaltet sich der Vermögensaufbau eher schwierig bis unmöglich.
Die private Rentenversicherung wird häufig angepriesen wegen des Halbeinkünfteverfahrens. Das Halbeinkünfteverfahren gilt, sofern der Vertrag zwölf Jahre bespart wurde und du bei Verrentung oder Auszahlung das 62. Lebensjahr vollendet hast. Nur die Hälfte deiner Erträge werden also entsprechend versteuert. Hast du beispielsweise einen Ertrag von rund 50.000 Euro, dann bleiben 25.000 Euro steuerfrei und 25.000 Euro müssen zu dem persönlichen Steuersatz versteuert werden.
Das hört sich auch erst einmal gut an. Der Nachteil ist, dass die Verträge häufig sehr teuer sind. Fondsgebundene Produkte sind meist starr, weil die Fondsauswahl bei vielen Anbietern eher klein ist. Bei den klassischen Produkten hast du aktuell einen Garantiezins von 0,9 Prozent vor Kosten. Somit bist du nach Kosten in einem Garantie-Bereich zwischen 0,25 und 0,35 Prozent. Das ist deutlich unterhalb der Inflationsrate. Überschüsse sind im Tiefflug. Auch hier ist nicht davon auszugehen, dass sich das in absehbarer Zeit nicht ändern wird. Und auch wenn dein Anbieter dir etwas zugesichert hat, ist er nicht daran gebunden. Schaue dir hierzu den §314 VAG an. Das ist der Ausstiegsparagraf. Der Versicherer kann die Leistung in gewissen Fällen verändern, du darfst aber weiterhin die gewohnten Beiträge entrichten. Das ist relativ neu.
Ein Vorteil ist, dass du innerhalb einer privaten Rentenversicherung einen Fondstausch machen kannst, ohne, dass du Steuern auf die bis dahin erwirtschafteten Gewinne zahlen musst. Aber brauchst du das tatsächlich? Einen Fondswechsel machst du meist dann, wenn du dir die historischen Renditen von Fonds ansiehst und deine aktuellen Entwicklungen mit diesen vergleichst. Vergangene Entwicklungen sind keine Zukunftsprognosen. Bleibe im Markt investiert und setze von Anfang an auf eine gute Investmentstrategie. Dann kommst du gar nicht erst in die Not, einen Fondstausch machen zu müssen. Es kann auch durchaus vorkommen, dass ein Investmentdepot ohne Versicherungsmantel letztlich günstiger ist, wie eine Police mit Steuervorteil. Es kann also sein, dass du auch bei diesen Verträgen sehr alt werden musst, damit sie sich letztlich rechnen.
Zum Vermögensaufbau mit Immobilien gibt es viele Mythen. Ein Mythos davon ist, dass Immobilien ein passives Einkommen darstellen. Das stimmt so nicht. Du hast immer etwas mit der Immobilie zu tun, auch wenn eine Hausverwaltung dazwischengeschaltet ist. Wenn du dich für Vermögensaufbau mit Immobilien entscheidest, solltest du von Anfang an nicht nur eine Immobilie kaufen, sondern direkt mehrere. Warum?
Stell dir vor, du hast einen schlechten Mieter oder einen Mietnomaden untergebracht, der dir fünfstellige Kosten verursacht, die du vielleicht nicht decken kannst. Schnell kann dich eine Immobilie finanziell ruinieren. Wenn du direkt mehrere Immobilien kaufst, streust du das Risiko.
Ein großer Nachteil beim Vermögensaufbau durch Immobilien ist auch, dass sehr hohe Kaufnebenkosten entstehen von teilweise bis zu 15 Prozent. Dazu zählen die Grunderwerbsteuer, Notar- und Gerichtskosten und eventuelle Immobilienmaklerkosten. Das musst du erst einmal stemmen. Kalkulationen, die ich von Mandanten vorgelegt bekomme, werden teils schöngerechnet. Oft werden Instandhaltungsrücklagen nicht berücksichtigt oder auch eventuelle Mietausfälle. Die Bausubstanz wird nicht geprüft. Den Eigentümerprotokollen wird nicht ausreichend Aufmerksamkeit geschenkt und vieles mehr. Beim Thema Vermögensaufbau mit Immobilien kannst du also sehr viel falsch machen.
Lasse dich lieber unabhängig beraten, denn du bindest dich auf lange Zeit. Du solltest auch immer zwischen Eigennutzung und Vermietung unterscheiden. Eine Eigennutzung hat gewisse Nachteile, aber darauf werde ich einem anderen Beitrag näher eingehen.
Verstehe auch bitte, dass die Entnahme, bei dir als Selbstständiger, immer ein Bruttowert ist und kein Nettowert. Ich stelle bei meinen Mandanten über den Einkommensteuerbescheid oft fest, dass das nicht verstanden wird. Einkommenssteuer und Gewerbesteuer sind Privatentnahmen. Hier ist zu differenzieren, was du von deinem Selbstständigen-Konto runternimmst. Ist es eine betriebliche Ausgabe oder ist es eine Entnahme?
Jörg Roos ist Hoster vom Podcast Auf Gewinn programmiert, auf den ich in diesem Bezug verweisen möchte. Jörg geht sehr stark auf das Thema Zahlen ein. Wenn du hier Hilfe benötigst, wende dich gerne an Jörg.
Kommen wir zu den freien Investments: Aktienfonds und Depotlösungen. Du bekommst hier keine Förderung, denn du bezahlst mit deinem bereits versteuerten Einkommen oder aus dem bestehenden Vermögen.
Steuern zahlst du wie folgt: Die Abgeltungssteuer liegt derzeit bei 25 Prozent, plus Kirchensteuer und Solidaritätszuschlag. Diese liegen, je nach Bundesland und Kirchenzugehörigkeit, zwischen 26,38 und 27,82 Prozent. Es sieht also so aus, als gäbe es keinerlei Vorteile. Keine Förderungen, keine Steuervorteile und du hast jedes Jahr eine Abgeltungssteuer. Doch was einerseits nicht gefördert wird, ist andererseits auch ein wenig flexibler. Du kannst jederzeit frei über das Kapital verfügen. Du kannst das Kapital auch jederzeit an eine beliebige dritte Person vererben. Eventuell fällt hier eine entsprechende Schenkungs- oder Erbschaftssteuer an. Du kannst aber die Rentenhöhe später selbst bestimmen, was ein großer Vorteil ist. Aus dem Einzahlprozess kannst du jederzeit einen Auszahlprozess machen. Du kannst die Einzahlungen stoppen oder reduzieren und entsprechendes Kapital herausnehmen.
Natürlich fällt hier irgendwann eine Steuer an, aber auch alles andere wird irgendwann versteuert. Mit jeder Auszahlung fällt entsprechend eine Steuer auf die Erträge an, die verkauft werden. Du hast aktuell einen Freistellungsauftrag von maximal 801 Euro als ledige Person und 1.602 Euro als Ehepaar.
Viele Berechnungen haben immer wieder gezeigt, dass Vermögensaufbau über eine reine Investmentlösung für meine Mandanten letztlich deutlich günstiger ist, als eine Versicherungslösung mit Förderungen. Ich persönlich behalte meine Investments bei, egal was passiert. Soll die Bundesregierung doch 42 Prozent Höchststeuersatz vergeben und vielleicht auch die Hexenjagd auf Vermögende weiter ausbauen. Wenn ich am Ende des Tages einen guten Ertrag gemacht habe, dann kann ich auch gerne ein paar Euro Steuern zahlen. Dafür behalte ich die Freiheit des Produktes und die Flexibilität bei und lasse mich nicht von irgendwelchen Anbietern drangsalieren.
Du hast nun einen Überblick über die Möglichkeiten zum Vermögens- und Rentenaufbau als selbstständige Person. Was hast du denn bisher so für deine Altersvorsorge, Ruhestandsplanung und deinen Vermögensaufbau für dich gemacht, wenn du selbstständig bist? Bist du eher der Typ, der Sicherheit über eine Versicherungslösung benötigt? Oder bist du jemand, der ein wenig mehr Flexibilität braucht und für Aktien und Aktienfonds ist? Wie bildest du dein Vermögen? Wir können uns dazu gerne auf Instagram austauschen oder per E-Mail. Ich bin gespannt.
Wenn du mit deinem Vermögensaufbau nicht weiterkommst oder nicht weißt, was zu dir passt, buche doch ein kostenloses Erstgespräch mit mir. In 30 bis 45 Minuten gehen wir auf deine aktuelle Situation und deine Herausforderung ein und ich verspreche dir, ich wende keine Verkaufstricks an. Du wirst am Ende des Gesprächs einen Nutzen für dich mitnehmen. Das verspreche ich dir.
Vielen Dank für die Zeit, die du dir genommen hast. Wenn du Hörer meines Podcasts bist, freue ich mich über eine Rezension bei iTunes und über dein Teilen und Empfehlen meiner Kanäle. Du bist herzlich willkommen in meiner geschlossenen Facebook-Gruppe „Vermögensaufbau abseits der Masse“, wo wir uns näher zum Thema austauschen können. Nur wer sich mit dem Thema Finanzen auseinandersetzt, kann in Zukunft weisere Entscheidungen treffen und seinen Vermögensaufbau vorantreiben. Dabei möchte ich helfen. Wir müssen unabhängiger von Versicherern und Banken werden. Ich hoffe dabei auf deine Unterstützung, denn nur so kommen wir dem Ziel näher. Ich bedanke mich und hoffe, der Beitrag hat dir weitergeholfen. Bis zum nächsten Mal,
dein Sven Stopka.