Vorsicht bei Finanzberatung: Wie du als Verbraucher getäuscht wirst

Lesezeit: 4 min
07. Mai 2023

Was in einer Finanzberatung schiefgehen kann und worauf zu achten solltest, erfährst du in diesem Beitrag anhand eines Praxisfalls. Meinem Mandanten wurden, seitens des Beraters, während und nach einer Finanzberatung, einige Fakten falsch dargestellt. Du erfährst, mit welchen 3 Argumenten der Berater einem Widerruf entgegenwirken wollte und was auch du daraus lernen kannst. Hörst du lieber den Podcast zum Beitrag, klicke hier.

Totschlagargumente in der Finanzberatung. Wenn du in der glücklichen Position bist und einem Produktverkäufer rechtzeitig auf die Schliche kommst, versucht dieser wahrscheinlich, deine Entscheidung mit einigen Argumenten auszuhebeln. Lasse dich davon nicht beeindrucken. Was dem Verkäufer am Herzen liegt, ist nicht deine Altersvorsorge, sondern seine Provision.


Finanzberatung oder Betrug?

Ein junger Mann mit abgeschlossener Ausbildung, Anfang 20, beschloss, monatlich einen entsprechenden Betrag mit meiner Hilfe zu investieren, um Vermögen aufzubauen. Er brachte seinen Ordner mit bereits vorhandenen Anlageprodukten mit zum Gespräch. Enthalten waren dort auch eine Riesterrente und eine private Rentenversicherung, die er wenige Wochen zuvor abgeschlossen hatte. In der Finanzberatung wurden ihm gewisse Zulagen und Steuervorteile ausgerechnet, welche die Gründe für diese Vertragsabschlüsse waren. Es wurden keine detaillierten Berechnungen erstellt, ihm wurde nur gezeigt, was er an Förderung erhalten würde.

Wir waren keine 5 Minuten mit dem Taschenrechner zugange und die Stimmung kippte. Sie kippte, weil mein Mandant feststellte, dass ihm ein Produkt verkauft wurde, das sich hinten und vorne nicht rechnet. Er fühlte sich betrogen.

  • Wir haben zuerst den Riester-Vertrag auseinandergenommen und diverse Szenarien berechnet. Herauskam, dass ihm, trotz Steuervorteilen und Zulagen, eine Rendite von unter einem Prozent bleiben würden. Eine Rendite von unter einem Prozent für die Beiträge, die er über 40 Jahre einzahlen würde. Die Fondsentwicklung haben wir dabei mal außen vor gelassen.

  • Weiterhin haben wir die private Rentenversicherung auseinander gepflückt. Einbezahlt hat er hier einen monatlichen Beitrag von 25 Euro ein. Diesen Beitrag könne er natürlich jederzeit erhöhen, laut Berater. Dass er für jede Erhöhung, die er künftig vornehmen würde, entsprechend neue Abschlusskosten zu zahlen hat, war ihm nicht bekannt. Er war empört darüber, dass er dem Verkäufer, mit jeder neuen Dynamik, also die 5 Prozent pro Jahr, die in der Riesterrente enthalten sind, eine neue Abschlussprovision zahlen würde.

Das ist auch der Grund, warum solche Verträge oft mit kleinen Beiträgen begonnen werden. Hauptsache, man „sorgt für das Alter vor“ und beruhigt das Gewissen. 25 Euro tun ja niemandem weh. Aber bringen sie dem Verbraucher irgendetwas? Wie will jemand mit 25 Euro im Monat Altersvorsorge betreiben? 300 Euro im Jahr zu 30 Jahren ergeben 9.000 Euro. Hinzu kommen ein paar Zinsen und Zinseszinsen. Der Gewinner ist hier ganz klar der Versicherer, der durch neue Dynamiken Abschlusskosten kassiert.


Versuchte Manipulation in der Finanzberatung

Nachdem mein Mandant diese Verträge rechtzeitig widerrufen hatte, versuchte besagter Berater, das Ruder mit seinen Totschlagargumenten folgendermaßen noch herumzureißen.

  • „Den Vertrag zu kündigen ist keine gute Idee, denn dieser Vertrag ist eine sichere Säule in der Altersvorsorge.“

    Mein Mandant ist Anfang 20 und wird wahrscheinlich mit 67 Jahren in Rente gehen. Damit hätten wir eine Laufzeit von etwas über 40 Jahren. Brauchst du bei 40 Jahren Laufzeit eine Sicherheit? Betrachtet man die Marktrenditen und sieht, was so eine Garantie letztlich kostet, ist es, meiner Meinung nach, großer Blödsinn auf diese Sicherheit zu bestehen, die man letztlich nicht benötigt und die auch keine wirkliche Sicherheit ist.

  • „Ja, es entstehen Kosten, aber die werden auf die ersten fünf Jahre verteilt.“

    Stimmt, aber nur zum Teil. Kosten werden über die komplette Laufzeit anfallen und das Jahr für Jahr. Tendenz steigend. Mit höherem Kapital wird auch das, was für die Verwaltung verlangt wird, erhöht werden. Und jedes Jahr, wenn der Kunde eine 5-prozentige Dynamik annimmt, bekommt der Berater eine schöne Provision fürs Nichtstun. Wäre der Berater also ehrlich, würde er in der Finanzberatung anmerken, dass der Vertrag die nächsten 45 Jahre, Jahr für Jahr, Geld kostet.

  • „Du bekommst Steuervorteile und Zulagen.“

    Ja, bei einer Riesterrente, Basisrente oder Betriebsrente erhältst du entsprechende Vergünstigungen. Aber wie sagt man so schön? Hinten kackt die Ente. Es ist wichtig, was tatsächlich am Ende dabei herauskommt. Es bringt dir rein gar nichts, wenn du von Vater Staat 175 Euro Steuervorteile oder Zulagen bekommst, der Versicherer aber 250 Euro Verwaltungskosten kassiert. Hinzu kommt, dass der Versicherer dir vorgibt, wie alt du werden musst, um dein Kapital zu verbrauchen.


Fazit zur manipulativen Finanzberatung

Falle einfach bitte nicht auf diese ganzen vermeintlichen Totschlagargumente herein, mit der du in einer Finanzberatung geködert und manipuliert werden sollst. Produktverkäufer geben vor, dir etwas Gutes tun zu wollen. Sie argumentieren mit Sicherheiten, Zulagen und steuerlichen Vorteilen. Das hört sich alles nett an, aber was zählt ist, was tatsächlich in Zahlen dabei herauskommt und das kann oder will dir kein Produktverkäufer detailliert und ehrlich, in diversen Szenarien, vorrechnen. Viele sind auch nicht in der Lage dazu, denn nicht selten fehlt solchen Beratern auch die entsprechende Finanzkompetenz.



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dein Sven Stopka

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